Skateboard-Fahrrad-Scooter-Ziehen am Halsband ist einfach eine Sch…idee
Kann noch jemand was mit dem Namen Scott anfangen? Nein, nicht der Schwamm, der heißt Scotch, wie der Whisky. Ich bin ja etwas älter und damals kannte man ihn einfach noch, den Mann der den Wettlauf zum Südpol verloren hat und tragisch auf dem Rückweg erfroren ist. Für alle jüngeren Leser hier kurz der Hinweis. Herr Scott, Robert Falcon Scott, war ein britischer Abenteurer, Expeditionsleiter,... ach, was soll ich mir jetzt hier aus den Fingern saugen, fragt einfach Eure gute Freundin Wiki! Es lohnt sich. Wichtig ist, dass der gute Mann als erster zum Südpol wollte und aufgrund seine britische Überheblichkeit alles besser wusste und sich total verplant hat. Das Ende vom Lied war, dass seine Ponys, die eigentlich seine Schlitten ziehen sollten alle relativ schnell erfroren sind. Obwohl der Südpol ganz im Süden liegt, ist es da kalt, sehr kalt. Hatte ihm wohl keiner gesagt. Egal, auf jeden Fall musste er seine Schlitten nachher alleine ziehen. Und jetzt komme ich zum Punkt meines heutigen Anliegens. Wie hat dieser Mensch wohl seinen Schlitten über das ewige Eis bewegt?
Um einen voll beladenen Schlitten zu ziehen, legt man sich ein Geschirr an. So etwas wie die Trageriemen an einem Rucksack, vielleicht noch mit einem Brustgurt. Von da gehen dann Schnüre oder Riemen zum Schlitten und man kann denselben mit einer guten Kraftverteilung ziehen. Was ich aber noch nie gesehen habe, ist das jemand auf die Idee gekommen wäre, sich ein Halsband anzulegen und den Schlitten damit zu ziehen. Auch Indianer oder Eskimos, die schon seit langer Zeit Hunde vor Schlitten spannen, haben schon früh angefangen, Geschirre für Hunde zu entwickeln, um die Nackenpartie ihrer Hunde möglichst zu entlasten.
[Über den Aberglauben, dass sich die Nackenmuskulatur eines Hundes beliebig ausbilden würde, wenn sie nur stark genug beansprucht wird, lasse mich einmal später aus. Auch dazu gibt es eine schaurig-traurig-unschöne Anekdote.]
Man stelle sich vor: Robert Falcon Scott auf seinem Weg zum Südpol. Hinter sich herziehend einen Schlitten mit fast 100kg Ballast und das ganze Gewicht zieht er mit einem Lederband um seinen Hals. Dazu war aber der Herr Scott zu schlau. Er hat sich gedacht, "wenn ich meinen Schlitten nur mit der Halswirbelsäule ziehen soll, dann kriege ich erstens zu wenig Luft" (und die Luft ist am Pol ohnehin schon nicht so der Bringer) "und zweitens werde ich nach dieser Expedition keine weitere mehr durchführen, weil der Knochendoktor eine Lebensaufgabe damit haben wird, meine kaputten Wirbel zu kurieren und meine Schmerzen unter Kontrolle zu halten." Gut, Scott hat trotzdem keine weitere Expedition durchgeführt, aber das lag eben an der schlechten Organisation, nicht an der Halsband-Geschirr-Geschichte. Aber seine orthopädischen Bedenken klingen logisch und nachvollziehbar, oder?
Warum sehe ich dann immer wieder Hunde, die Ihren Halter wild in die Leine gestemmt nur mit einem Halsband bekleidet auf dem Fahrrad hinter sich herziehen müssen? Die Halswirbelsäule eines Hundes ist nicht stabiler als die eines Menschen. Also müssen wir davon ausgehen, dass alle Zug- und Bremsaktionen an Fahrrad, Skateboard oder Scooter einen direkten Gruß an die Halswirbelsäule schicken, wenn wir bei unserem Vierbeiner nur ein Halsband verwenden. Allen Halsbandanlegern, die den Hund nicht als Fahrrad-Zugmaschine nutzen, sei versichert, dass auch dauerhaftes Gassigehen an strammer Leine und wiederholter Leinenruck (den zwar niemand anwendet, der aber nach wie vor überall zu sehen ist) ein adäquates Mittel sind, um die Halswirbelsäule eines Hundes hinzurichten.
Der Tierarzt freut sich schon auf Ihren Besuch und die finanzielle Unterstützung, die sie ihm zukommen lassen werden.
Selbst ein Designer-Geschirr kostet verglichen zu den Tierarztkosten nur einen Bruchteil. Ihr Hund würde sicherlich gern auf anhaltenden Schmerzen und eine OP verzichten. Also bitte überlegen Sie, ob nicht manche Aktivitäten, die Sie mit Ihrem Hund unternehmen seiner Gesundheit zu Liebe besser an einem Geschirr gesichert unternehmen wollen.
Thies Son (aus: Mein Leben als zertifikatierender Hunde-Bio-Verhaltensconsultant)
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