Wer sagt, dass Schoßhunde klein sein müssen?
Es gibt einige Rassen, die extra gezüchtet wurden um Schoßhunde, auch Gesellschaftshunde, zu sein. Das bedeutet, sie wurden gezüchtet um den Menschen ein Sozialpartner zu sein, was bis zu einem gewissen Grad eigentlich jeder Hund ist. Zu den Rassen gehören hauptsächlich kleine bis sehr kleine Hunde. Klar, sie sollen ja nicht das komplette Sofa, sondern nur den Schoß einnehmen.
Nun sehe ich mir unseren Rüden an: Stockmaß 65cm, Gewicht 35kg. Er ist schon ein ordentlicher Brocken. In seinen Augen ist er allerdings nicht größer als ein Chihuahua. Er liebt es nämlich auf unserem Schoß zu schlafen. Es ist ungefähr so, als würde ein großer Sack Kartoffeln auf dem Schoß liegen. Schoßhund sein hat also nichts mit der eigentlichen Größe zu tun, eher mit einer Art inneren Einstellung.
Der Kleine ist in seinem frühen Leben leider sehr kurz gekommen, was Zuneigung betrifft. Er war völlig unterernährt und in keinem guten Zustand, obwohl man sich in den zwei Wochen auf der Vermittlungsstelle sehr gut um ihn gekümmert hat. Aber es dauert ein bisschen, bis aus einem vernachlässigten Welpen ein großer gesunder Hund wird. Wir brauchten mehrere Monate, bis Newton aussah, wie es sich für einen Hund in seinem Alter gehört.
Von Anfang an allerdings ist aufgefallen, dass er extrem anlehnungsbedürftig war. Er wollte die ganze Zeit Körperkontakt zu einem von uns haben. Die ersten zwei Nächte, schlief er vor dem Bett in seinem Körbchen. Er konnte sich immer erst dann ein wenig beruhigen, wenn man seinen Arm aus dem Bett hängen ließ, damit er sich daran anlehnen konnte. Trotzdem war er immer noch extrem unruhig und diese Schlafposition war alles andere als bequem. Dann hatte ich die Nase voll und habe diese keine Bündel einfach ins Bett gehoben, von sich aus hätte er dieses riesige Hindernis nie überwinden können, er war ja schließlich unglaublich winzig. In dem Moment in dem er im Bett war und sich an mich drücken konnte, schlief er direkt ein. Ab diesem Moment waren die Nächte ruhig.
Daran hat sich bis heute nichts geändert, obwohl er mehr als das zehnfache von dem wiegt, was er damals auf die Waage brachte.
Er schläft immer noch im Bett, sogar unter der Bettdecke. Er liegt auf meinem Schoß, wenn ich auf dem Sofa sitze. Er versucht sogar auf meinem Schoß zu schlafen, wenn ich am Rechner sitze. Allerdings passt er beim besten Willen nicht komplett auf den Schoß. Also stehen seine Hinterbeine auf dem Boden, der Rest wird auf meinen Oberschenkel abgelegt, Kopf auf den Arm und schlafen. Tja, man muss also nicht klein sein, um sehr viel Nähe zu seinem Menschen zu suchen.
Vielleicht liegt es daran, dass er als Welpe in den ersten acht Wochen vernachlässigt wurde, vielleicht ist er auch einfach so, weil er es genießt, wenn er im Mittelpunkt steht. Auf jeden Fall habe ich selten einen Hund gesehen, der es derart genießt, wenn man ihm im Arm hält oder sogar den Kopf auf ihm ablegt.
Zum Thema „Kopf ablegen“. Viele Hundeerzieher der „alten Schule“ würden sagen, dass er damit, dass er seinen Kopf oder seinen kompletten Oberkörper auf mir ablegt, versuchen würde mich zu dominieren. All denen möchte ich sagen: Das ist totaler Unsinn. Bitte beschäftigt euch mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Hierbei handelt es sich um Kontaktliegen, das hat etwas mit Sozialverhalten zu tun.
So ist jedes Tier anders. Newton sucht die Nähe von uns, von unserer Hündin Curie, von den Katzen. Curie hingegen akzeptiert es, wenn sich Newton neben sie legt und sich an sie drückt, bei den Katzen wird es eine kurze Zeit lang hingenommen, bei uns kommt sie immer mal wieder um mit uns kuscheln. Sie schläft aber am liebsten alleine, zwar im gleich Zimmer wie wir, aber ohne direkten Kontakt. Dafür kommt sie morgens um sich ausgiebig kraulen zu lassen.
Und ich muss gestehen, für uns ist es auch sehr angenehm, dass Newton so verschmust ist. Es ist sehr schön, wenn man im Winter eine lebende Wärmflasche im Bett neben sich liegen hat. Schoßhund sein ist also für einen Hund jeder Größe möglich.
-SP
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