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Motivation - was für ein herrliches Quell an ignorant-provokanten Missverständnissen

Motivation und Bedürfniserfüllung

Man stelle sich ein Bild vor (lässt sich im Übrigen auch im Internet finden, für die, die es schwerer mit der Vorstellungskraft haben) bei dem ein Mädchen von vielleicht 8-10 Jahren ein Flussufer entlang läuft – gefolgt von einem Tiger. Es kommen jetzt bestimmt die unterschiedlichsten Gedanken in den jeweiligen Köpfe auf: Von „Das arme Mädchen! Hoffentlich schafft sie es dem Tiger zu entkommen“ über „Wie ist die bloß in diese Situation geraten?“ bis „Das hat sich in Zukunft ja bald erledigt, dann gibt es keine Tiger mehr!“ Mein Gedanke war: „Welche schönes Beispiel für die Mannigfaltigkeit von Motivation!“ 

Das Mädchen läuft um ihr Leben, hat Furcht oder gar Panik und objektiv betrachtet eine eher negativ gelagerte Motivation der Situation zu entkommen. Der Tiger, der im Übrigen keinen sonderlich angestrengten Eindruck macht, sieht sein Mittagessen (oder einfach nur Spielobjekt) in erreichbarer Nähe. Seine Motivation ist mit der Vorfreude auf einen Happen zu Essen oder einer Spiellaune eher positiv angelegt. Beiden Individuen aber ist eines auf jeden Fall gemeinsam: Sie schöpfen beide ihre Motivation aus sich selbst und erbringen in dieser Situation gute bis aussergewöhnliche Leistungen. 

Jetzt nehmen wir unser Mädchen aus der obigen Situation einmal heraus, leinen den Tiger am nächsten Baum an und sagen dem Mädchen: „Du, ich fänd‘ das total klasse, wenn Du jetzt so schnell Du kannst durch das Flussbett hier läufst.“ Egal ob das Mädchen uns kennt oder nicht, es wird uns erst einmal fragend ansehen und darüber nachdenken, was es davon hat. Angenommen es würde uns zu Liebe tatsächlich durch das Flussbett laufen,… ich bezweifle, dass sie das so motiviert machen würde, wie zu dem Zeitpunkt als der Tiger noch hinter ihr her war und spätestens bei der dritten Wiederholung würde sie uns wahrscheinlich unter nachlassender Motivation fragen, was das ganze denn nun solle und für sich ausrechnen, was für sie, ggf. auch langfristig gesehen, herausspringt. - Uns zu Liebe… Pustekuchen!


Könnten wir mit dem Tiger reden und würden ihm klar machen können, dass es uns riesig begeistert, wenn er einfach so ein paar Mal durch das Wasser laufen würde, uns zu Liebe.  Ich denke der Tiger würde sich spontan unter den Baum legen und uns den Rücken zudrehen und sich in einer Sprache denken „Du kannst mich mal!“ - Uns zu Liebe…Pustekuchen! 

Was denke ICH jetzt wohl, wenn mir ein Hundebesitzer erklären möchte, dass sein Hund IHM zu Liebe, arbeiten und trainieren sollte? Ich behalte es lieber für mich und denke es mir einfach. Die wichtige Frage ist an dieser Stelle doch, wie kann ich jemanden in diesem Fall also meinen Hund motivieren für oder besser mit mir zu arbeiten. Zu dieser Frage haben sich schon andere viel schlauere Leute Gedanken gemacht, namentlich z.B. Abraham Maslow, der die sogenannte Bedürfnispyramide in Bezug auf den Menschen aufgestellt hat. 

Die Sicherung der Bedürfnisse der Pyramide stehen in direktem Kontext mit der Motivationsfähigkeit des Individuum. Demnach scheint es Sinn zu machen, sich anzusehen, was sich diesbezüglich aus der Pyramide ableiten lässt. Bei den Grundbedürfnissen finden wir Schlaf und sich Lösen, was zugegebener Maßen im Training schlecht zur Verstärkung einzusetzen ist, obwohl eine Ruhepause nach einer Trainingseinheit durchaus einen verstärkenden Effekt mit sich bringt. Und schon kommen wir zum Futter, das bei vielen konservativen „Hundekennern“ immer noch mit dem Makel behaftet ist, dass der Hund mich ja nur als Futterautomat sehen werde, wenn ich meine Aktivitäten mit dem Vierbeiner mittels Futter verstärke. Selbst wenn man diese Aussage durch die soziale Anlage, die der Hund im Laufe seiner Domestikation erworben hat ziemlich schnell entkräften kann, bleibt die Frage: „Wäre das denn schlimm?“ Mal ehrlich, wie hoch ist der Anteil der Menschen, die bei Ihrem Partner bleiben, weil er sie auf die eine oder andere Art versorgen kann, ob wohl die Zuneigung schon vor Jahrzehnten vor die Hunde (welch eine unzutreffende Metapher) gegangen ist. Natürlich wollen wir uns das nicht eingestehen, aber er liegt erschreckend hoch, da bin ich mir sicher. Wenn das Grundbedürfnis zu fressen, jetzt also eine positive Auswirkung auf die Motivation unserer Hunde hat, warum freuen wir uns dann nicht darüber was für eine einfache Möglichkeit uns durch die Natur hiermit gegeben wurde?

Ich werde die Pyramide nicht groß erklären, ein wenig drauf geschaut ist sie, denke ich selbsterklärend. Abgeleitet für Hunde könnte man eine solche Pyramide in etwa so aufstellen:

  • Grundbedürfnisse: ausreichend Nahrung, ausreichend frisches Wasser, die Möglichkeit sich außerhalb des Schlaf- und Ruheplatzes zu lösen, Schutz vor Schmerzen und Krankheiten, einen sicheren Zufluchtsort
  • Bedürfnis nach sozialer Integration und Zuwendung
  • Spiel steht recht weit oben in der Pyramide 

Thiess


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